Leinenzwang + Beutelpflicht Berliner Morgenpost beantwortet Fragen
- Müssen alle Hunde immer an die Leine?
Grundsätzlich ja. Aber es wird zahlreiche Ausnahmen geben, die dazu führen, dass längst nicht alle der 98.000 Berliner Hunde angeleint auf den Gehwegen laufen müssen. Der Halter muss einen Sachkundenachweis vorzeigen, dann ist er vom Leinenzwang befreit.
- Wer bekommt den Hundeführerschein?
Wer den Hundeführerschein haben will, muss entweder eine Prüfung bei einem staatlich anerkannten Hundetrainer ablegen. Diese kostet zwischen 80 und 100 Euro und besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Oder der Hundebesitzer hatte innerhalb der vergangenen sechs Jahre drei Jahre lang einen Hund, der nicht durch Beißattacken oder Ähnliches aufgefallen ist. Als Nachweis sollen die Belege über die bezahlte Hundesteuer gelten, auch wenn diese nicht in Berlin entrichtet wurde. Personen, die das nachweisen können, gelten in der Regel auch ohne Prüfung als sachkundig. Der Ausweis wird eine geringe Gebühr zwischen fünf und zehn Euro kosten. Ob diese weit gefassten Ausnahmen im Parlament Bestand haben werden, ist nicht sicher.
- Wer kontrolliert die Einhaltung?
Für die Ausgabe der Hundeführerscheine wie auch für die Kontrollen sind die bezirklichen Ordnungsämter zuständig. Wer mit einem Hund ohne Leine angetroffen wird, muss seinen Sachkundenachweis vorzeigen. Die Bezirke bekommen für diese neue Aufgabe jeweils zwei neue Stellen und 150.000 Euro im ersten Jahr, damit sie das geforderte zentrale Hunderegister aufbauen können. Bis dieses Register komplett steht, ist aber eine Übergangsfrist vorgesehen, die voraussichtlich bis 2018 laufen wird.
- Dürfen Hunde in Parks frei laufen?
Unverändert untersagt bleibt es auch für die Tiere von Haltern mit Hundeführerschein, in Grünanlagen, Parks oder belebten Einkaufsstraßen ohne Leine zu laufen. Das gilt auch für Treppenhäuser.
- Muss man Kotbeutel dabei haben?
Die Pflicht, die Hinterlassenschaften seines Hundes wegzuräumen, besteht schon lange, Versäumnisse können schon jetzt bestraft werden. Bisher war aber der Nachweis, welcher Haufen von einem speziellen Hund stammt, kaum zu führen. Darum muss jetzt jeder Hundehalter stets Plastikbeutel dabei haben, mit denen er den Hundekot aufsammeln und entsorgen kann. Die Beutel müssen bei einer Kontrolle durchs Ordnungsamt vorgezeigt werden. Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) erhofft sich dadurch auch eine erzieherische Wirkung. Wer vor dem Gassi-Gehen daran denken müsse, die Beutel einzustecken, sei vielleicht auch eher bereit, diese dann zu benutzen.
- Wie hoch sind die Bußgelder?
Die Details werden in einer eigenen Rechtsverordnung geregelt. Es ist daran gedacht, die jeweils ersten Verstöße mit einem Bußgeld von etwa 30 Euro zu ahnden. Im Wiederholungsfall sollen die Strafen jedoch steigen. Renitenten Hundehaltern, die Leinenpflicht verweigern und auch keine Kotbeutel mitführen, den Hund wegzunehmen, ist rechtlich kaum möglich. Für die werde es jedoch teuer, sagte Heilmann.
- Welche Rassen müssen Maulkorb tragen?
Als gefährlich gelten künftig nur noch vier Rassen: Pitbull-Terrier, American Staffordshire Terrier, Bullterrier und Tosa Inu sowie Mischlinge mit diesen Rassen. Diese Tiere müssen Maulkorb tragen. Der Halter muss sie bei der Behörde anzeigen und sie ausbruchssicher unterbringen. Der Hund muss mit einem Chip versehen und registriert werden.
- Wo dürfen Hunde frei laufen?
Ohne Leine dürfen sich Hunde in den Hundeauslaufgebieten bewegen. Derzeit gibt es 33 solcher Gebiete in Berlin (siehe Grafik). Unterversorgt ist der Osten der Stadt.
- Wie oft beißen Hunde in Berlin?
Nach Bissvorfällen hat Berlin vor elf Jahren Rechtsvorschriften für Hundehalter erlassen. Seitdem hat sich die Zahl der registrierten Hundeangriffe auf Menschen nahezu halbiert, von 1200 im Jahr 2000 auf 655 im vorvergangenen Jahr.
- Wo leben die meisten Hunde?
Die meisten Hunde in Berlin leben laut Statistikamt in Marzahn-Hellersdorf (9747 im Jahr 2013). Dort kommen 41 Vierbeiner auf 1000 Einwohner. Ähnlich viele Hunde sind in Relation zur Bevölkerung in Reinickendorf und Spandau registriert. In Innenstadtbezirken ist die Hundedichte deutlich geringer. In Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg haben nur 16 von 1000 Einwohner einen Hund.
- Was kommt ins Hunderegister?
Das zentrale Hunderegister soll den Halter erfassen, ferner die Hunderasse, Geschlecht und Alter, außerdem Beginn und Ende der Haltung